Geräuchert, gebraten oder in Salz eingelegt, Fisch gehört zum kulinarischen Erbe der Ostseeküste, wie Ebbe und Flut zum Meer. Nach Jahren hat es mich wieder einmal an die baltische See verschlagen und entsprechend bot sich Gelegenheit für Genüsse aus Neptuns Reich. Dabei war ich überrascht, dass in Kołobrzeg die gebratetenen oder eher frittierten Fische gegenüber den geräucherten absolut dominieren. Aus einem Örtchen wie Rewal, weiter westlich in Richtung Swinemünde, ist es genau umgekehrt und im Landesinneren ohnehin.
Fisch im Vordergrund
Obwohl bei den Fischbratereien, wie man sie auf Polnisch nennt, der Anbieter vollkommen hinter seinem Produkt verschwindet, bat ich mir von einer ortskundigen Cousine eine Empfehlung aus. Rewiński war ihr Tipp. Ganz nah am Leuchtturm, direkt an der Promenade oberhalb des Stadtstrands, ganz sicher überlaufen und ganz sicher der Beste. Ein Tipp, der einer Überprüfung wert war, gibt es doch Fischbratereien am Meer fast so viele wie den sprichwörtlichen Sand.
Steinbutte und andere (Platt-)Fische
Meine Wahl fiel auf ein Steinbutt-Filet, dass anders als der omnipräsente (und entsprechend überfischte) Kabeljau eigens auf Bestellung zubereitet wird. Sofern er nicht anders bestellt wird kommt der Turbot, wie er auf englisch und polnisch heisst, in einer einfachen Panade, goldgelb frittiert. Wer nicht gerade einen gourmesken britischen Bierteig auf London Ale Basis erwartet, wird nicht enttäuscht. Denn der Fisch, der unter der Kruste hervorkommt, ist wunderbar saftig und buttrig zart. Nur die noch zartere Konsistenz des Heilbutts, den meine Frau bestellte übertraf ihn.
Was will man Meer?
Einziger Wermutstropfen bei dem Genuss ist, dass man nicht so recht weiss, ob es sich um Ostseefisch oder Atlantikimport handelt. Beim Steinbutt stehen die Chancen auf eine baltische Herkunft höher. Dennoch bin ich ein grosser Freund dieser aufs Fischfrittieren spezialisierten Gaststätten. Entsprechend bieten sie als Beilagen neben Pommes Frites nur noch milchsaure Rohkostsalate und gebackene Kartoffeln an. Derartige Lokale haben normalerweise genug Zulauf um sich anstatt eines ordentlichen Internetauftritts mit einer Facebook Seite zu begügnen. Aber braucht Salzwasserfisch am Meer denn Werbung?