Park, Cognac VSOP

Mein erster richtiger Cognac. Von meinem Schwiegervater habe ich gelernt, dass man Reisendenden bei ihrer Ankunft sofort einen Cognac anbieten sollte. Das gilt insbesondere für Leute, die lange im Auto sassen. Ich entschloss mich also dazu, mir für solche und andere Gelegenheiten einen Cognac zuzulegen. Da ich mir einbilde, eine ganz passable Schnaps-Auswahl zu berherbergen, konnte das natürlich nicht irgendein Coganc aus der nächsten Tankstelle sein. Mein Anspruch war schon, dass er mir zu schade für Saucen oder zum Flambieren sein sollte. Wie aber nun in der reichen Auswahl an klingenden Namen aus der Nouvelle-Aquitaine den richtigen finden? Nach einiger Recherche und der Lektüre mehrer Degustationsnotizen von Leuten, die sich da offenbar einigermassen auskennen (oder wenigstens gut darin sind, so zu tun), entschied ich mich für die Qualitätsstufe VSOP. Nichtzuletzt klang das auch einiges nobler als das simple VO….

Meine Recherchen ergaben auch, dass der VSOP von Park ein guter Einstieg sein soll, mit einem passablen Preis-Leistungs-Verhältnis. Also nichts wie los mit Probieren. Die Flasche gefiel schon mal durch schlichtes, aber gelungenes, elegantes Design. Im Glas präsentiert sich der Cognac dann mit einer sehr anmutigen Farbe. Optisch verstand ich nun auch den Schwenker: Er verleiht ihm eine grössere Tiefe, mit spannenden Komplexen, ähnlich einem geschliffenen Bernstein.

Dass ich Cognac im Schwenker für ein Winter-Getränk hielt, war das erste Vorurteil, dass der Park überkommen musste. Und das tat er gleich sehr überzeugend an diesem mittelprächtigen Sommerabend. Der Duft war betörend und ich konnte obwohl draussen sitzend, den Park aus dem Glas riechen. In der Nase fand ich ihn dann leider nicht so spannend. Etwas Orangenschale und vielleicht Nelken, viel Rosine. Relativ dominanter Alkohol. Seine Stärke zeigt er am Gaumen: Sofort findet man eine herrliche Tiefe, mit Caramel (Carambar!), flambierter Banane, etwas Ananas und leichtem Zitrus. Eine richtig reife Süsse macht sich breit, mit einem langen Nachhall (Karamelköpfli). Erinnert mich sehr an richtig guten Rum, einfach mit viel mehr Rosninenanteilen.

Insgesamt halte ich mein Experiment für gelungen und würde den Park jederzeit weiterempfehlen. Auch macht er mich neugierig, was die weite Welt des Cognacs sonst noch zu bieten hat. Ideal als Digestif, auf dem Bärenfell vor dem Kamin. Oder für Reisende, die endlich angekommen sind. Oder einfach im Ledersessel zu einem guten Buch. Gefunden bei Baur au Lac Vins.

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