Cascara? Kommt einem Spanisch vor? Ist es auch in einem doppelten Sinn: Cascara bedeutet die Hülle; in diesem Fall die Hülle der Kaffeekirsche. Richtig gelesen, Kaffeekirsche, nicht Kaffeebohne. Wir reden hier noch von der ganzen Frucht. Für gewöhnlich ist diese Hülle ein Störfaktor, den es zu entfernen gilt, um an die Bohne zu gelangen. Besonders findige Plantagenarbeiter kamen einmal auf die Idee, dieses Fruchtfleisch nicht immer nur fortzuwerfen, sondern auch einmal einen Aufguss daraus zuzubereiten. Der Cascara war geboren.
Bis vor kurzem da war Cascara überwiegend in Ländern mit Kaffeeanbau von der eher ärmeren Bevölkerung getrunken. Doch durch findige (Wieder-)Entdeckungen von urbanen kaffeeschlürfenden und – verkaufenden Start-ups kam er endlich nach Europa. So auch in den Koffeinshop in Luzern. Ihre Rohware stammt von Manolo aus El Salvador, genauer gesagt, dem Manolo aus dem Tacuba, einem weiteren Heiligtum der Zentralschweizer Kaffeekultur.
Auf der Verpackung wird zuerst die kalte Zubereitung erklärt. Ich habe mich seit dem ersten Versuch nicht genötigt gefühlt, auch einmal den traditionellen heissen Aufguss auszuprobieren. Die 15 Stunden Wartezeit werden nämlich mit einem bernsteinfarbenen Elixir mit dem Geschmack eines dunklen, kräftigen, etwas heublumigen Schwarztees belohnt. In der Nase erinnert er mich ein wenig an den Schwarztee, den mein Vater in einer eigentlichen Kaffeethermoskanne zubereitete. Trotz einer grossen Menge Koffein, das das Fruchtfleisch freigegeben hat, ist der Cascara alles andere als aggressiv. Die Säure ist sehr ausgewogen, die Aromen vielschichtig mit Noten von Leder und Tabak. Für mich ein ideales sommerliches Erfrischungsgetränk. Wem 15 Stunden zu lang sind, der kann etwa bei farmy den fertigen, leicht gesüssten und mit Zitronensaft versetzten Cascara bestellen. Ich jedoch bleibe Purist.