Il Valandrea, il Poggiarello, Gutturnio Supreriore

In unserem Sommerurlaub in der Gegend um Piacenza war der Gutturnio Superiore allgegenwärtig und auch eigentlich immer die erste Wahl für guten Hauswein in der Trattoria. Das vergleichsweise kleine Weinbaugebiet (seit 2010 eine DOC) ist bekannt für seinen Cuvée aus mehrheitlich Barbera mit Croatina (ungefähr im Verhältnis von 2-1), welche es als Frizzante, Superiore und Riserva zum Geniessen gibt. Da beide Rebsorten eher Tannin-arm, weswegen man stets mit einem sehr fruchtigen Wein rechnen. Auf dringende Empfehlung unserer Agritourismo-Gastgeberin haben wir an einem schönen Sommertag einen Ausflug ins Trebbia-Tal unternommen – das wunderschöne Dörfchen Bobbio ist die kurvenreiche Fahrt wert! – und dabei auch das Weingut “il Poggiarello” besucht. Der äusserst gastfreundliche und enthusiastische Winzer, der keinesfalls von unserem spontanen Halt überrascht schien, wollte uns sogleich sämtliche Weine zum Probieren anbieten, die er herstellt. Wir konnten uns dann darauf einigen, nur die Roten zu testen und sind 8 Gläser später gutgelaunt und vollgepackt mit dem Gutturnio Superiore wieder von dannen gezogen. Für mich ist das also ein klassischer Ferienwein. Bei jedem Glas erinnere ich mich an die laue Sommerluft, den Duft von warmen Steinen und trockenen Kräutern. Und höre das zögerliche Plätschern des Trebbia.

Zuerst gilt es, das Design zu bemerken. Il Poggiarello hat offenbar investiert, denn die Etiketten früherer Jahrgänge war wesentlich klassischer gehalten, dafür umso verwechselbarer. Nun darf man sich in den Augen des holden Jünglings verlieren. Auch die anderen Produkte des Weinguts zieren nun Gesichter in schwarz-weiss. Eine wirklich gute Idee, denn so erkennt man sie gleich von Weitem im Weinregal. Die betörend dunkelrote Farbe im Glas verrät dann bereits, was als nächstes kommt. In der Nase kommt zeigt sich als erstes eine begeisternde, tiefe Frucht, mit schwarzer Johannisbeere und einer Prise Zimt. Erwartungen mehr als erfüllt. Am Gaumen wirkt der Gutturnio angenehm klebrig, erinnert an selbstgemachte rote Grütze, aber auch leichtes Holz ist mit dabei. Sortentypisch mit sanften Tanninen. Langer Abgang mit einem Hauch Erdbeere. Irgendwie hat er etwas von einem Beerenpunsch, wenn auch in der Form eines tollen Rotweins, ohne Kochen und TK-Einlage.

Der Gutturnio könnte ein Wein für kalte Winterabende sein, vorausgesetzt, die Vorräte halten so lange. Aber auch im Sommer ist er toll, zu Grilladen oder einfach so, um an Urlaub zu denken. Gekauft bei il Poggiarello, zu finden bei TastePiacenza.

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