Support you local winery! Ganz in diesem Motto habe ich mir vorgenommen, das Nordufer des Bielersees etwas besser kennenzulernen. Ich mag mich gut erinnern, wie der Ruf des Bielerseeweins in meiner Jugend nicht gerade der beste war. Zu oft fiel der Begriff “Château Migraine” und irgendwie scheint mich das geprägt zu haben. Mein geographischer Fokus lag lange auf Regionen jenseits der Landesgrenze. Da in den letzten Jahren aber vermehrt von einem Generationenwechsel und neuer Innovationskraft zu lesen war, beschloss ich, meine Weinausrichtung etwas zu re-kalibrieren. Ausgangspunkt bietet hier ein Zufallsfund, denn mir wurde mal bei Gelegenheit ein Glas vom Halbmondpirat angeboten. Und sofort packte mich eine gewisse Faszination.
Als erstes möchte ich das tolle Etikett erwähnen. Schön designt und passend zum Produkt, sogar in dreierlei Ausführung erhältlich. Vielleicht ist der Kronkorken auf den ersten Blick etwas irritierend, trägt aber zum Eindruck bei, dass es sich hier um etwas Ungezwungenes handelt. Casual Wine, so zu sagen. Der Name entstammt der Tatsache, dass die Trauben nur an Halbmondtagen gelesen wurden. Ebenso wurden sie nur in der gleichen Mondphase verarbeitet und als Wein schlussendlich abgefüllt. Die Farbe ist ein herrliches, durch die natürliche Trübung auch sehr kräftiges Rosa. Die Flaschengärung bringt eine feine, sehr dünne und eigentlich irgendwie fast etwas zu vornehme Perlage mit sich. In der Nase eine feine Note nach Zopfteig, aber auch weisser Pfirsich. Lecker, aber nicht zum ewig Schnuppern. Am Gaumen dann ein feines, angenehmes Britzeln, fast wie eine Messerspitze Ahoi-Brause. Den Alkohol schmeckt man kaum, dafür wieder etwas Steinfruchtsüsse, aber auch feingliedriger Zitrus.
Der Vollmondpirat wirkt als Gesamtkunstwerk. Ein idealer Wein zum Apéro. Oder – wie der Hersteller sehr treffend vorschlägt – für im Garten mit dem Rotkehlchen. Oder für ein Picknick am Bielersee (Achtung, nicht wiederverschliessbar…). Mit britischen Gurkensandwiches.
Gefunden bei Keller am See. Kann geliefert oder abgeholt werden. Der Winzer ist auch bei Kleinstmengen sehr hilfsbereit und kundenfreundlich. Ein weiteres Plus!