Auf den zehnten Cabernet Sauvignon aus der nächsten Weinbauregion habe ich für gewöhnlich keine Lust. Chris hat bereits über Sauvignon Blanc geschrieben, wie schwierig er er ausserhalb seiner Region ist. Daher suche ich in den Ferien eher nach Weinen aus autochtonen Reben. Dementsprechend waren meine Frau und ich froh, auf der Weinkarte der Gostilna As in Ljubljana immerhin einen Refošk zu finden. Wir waren bestärkt in der Entscheidung, als uns der Kellner versicherte, dass dies der einzige reine Refošk sei.
Umso mehr waren wir gespannt auf den Geschmack dieser Rebsorte, die auf der italienischen Seite der Adria Refosco heisst. Überraschend war dann eine von Kirschen dominierte Nase mit klarer alkoholischer Note, schmalen Kirchenfenstern im Glas; all das ergänzt von einer Prise Vanille.
Wir trauten uns nicht, unsere Eindrücke zu teilen, doch sie wurden im Gaumen unausweichlich: Kirschen, schwarze Johannisbeeren in zweiter Reihe, irgendwo noch etwas Leder und wieder die Prise Vanille. Uns war das alles wohlvertraut als der sehr typische, abgerundete Geschmack eines Bordeaux. Wir wähnten uns als Entdecker des genialen slowenischen Winzers, dem es gelang aus nur einer Rebsorten den Cuvée-Geschmack zu extrahieren. Ich begann zu spekulieren, ob das wohl mit der ähnlichen Lage (Nähe zum Meer, ähnlicher Breitengrad, kalkige Böden) zu tun habe.
Bei der Recherche für diesen Beitrag staune ich nicht schlecht ob der Zusammensetzung dieses “reinen Refošk”: Cabernet sauvignon (85%), Cabernet franc (5%), Merlot (5%), Refošk (5%). Stolz, dass Nase und Gaumen besser Bescheid wissen, als der Kellner und versöhnt mit dem nächsten Cabernet Sauvignon aus einer weiteren Region, freue ich mich die nächsten Entdeckungen.